Naturschutz in der Agrarlandschaft – InsektA Mitteldeutschland
Kurzbeschreibung
Gut 70 Prozent aller Tierarten weltweit zählen zur Gruppe der Insekten. Als somit artenreichste Tiergruppe sind sie ein wesentlicher Bestandteil der biologischen Vielfalt und in nahezu jedem Lebensraum vertreten. Sie sind ein wichtiger Baustein der Nahrungskette, da sie Nahrungsgrundlage für eine ganze Reihe von Arten sind. Dazu zählen viele Vögel, Amphibien, Reptilien und Säugetiere (zum Beispiel Fledermäuse, Spitzmäuse, Igel, Dachs), aber auch andere Insekten. In den vergangenen Jahrzehnten haben sowohl die Artenvielfalt der Insekten als auch deren Häufigkeit abgenommen.
Um dem voranschreitenden Insektensterben und somit dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken, initiierte der Landschaftspflegeverband Westsachsen e. V. (LPV) zusammen mit zwei Partnern in Thüringen und Sachsen-Anhalt ein Kooperationsprojekt zur Förderung der Häufigkeit und Artenvielfalt von Insekten in Mitteldeutschland. Mit dem Projekt „Integrativer Insektenschutz – Aktionsnetzwerk Mitteldeutschland“ (InsektA) wollen die Partner modellhafte Maßnahmen gegen den Insektenrückgang auf landwirtschaftlichen und urbanen Flächen entwickeln.
Im Projekt sollen Reproduktions- und Nahrungshabitate für Insekten geschaffen sowie der ökologische Verbund der bestehenden Lebensräume durch die Entwicklung von Trittsteinhabitaten verbessert werden. Dies geschieht im Agrarraum durch mehr als 13 verschiedene Maßnahmentypen, wie beispielsweise die Anlage von Ackerwildkrautschonstreifen, die Entwicklung artenreicher Säume oder die Wiederherstellung artenreicher Mähwiesen (600 Hektar). Außerdem sollen als Alternative zu Mais-Monokulturen heimische Wildpflanzenmischungen für die Bioenergiegewinnung erprobt werden.
Im Siedlungsbereich stehen unter anderem die Anlage, Wiederherstellung und Pflege von arten- und blütenreichen Grünflächen im Fokus (25 Hektar). Weiterhin nimmt sich das Projekt der Problematik der Lichtverschmutzung im Siedlungsbereich an. Um die Störungen und die Mortalität durch Straßenbeleuchtung zu minimieren, soll der Anteil insektenfreundlicher Beleuchtung mittels intensiver Aufklärungs- und Beratungstätigkeit erhöht werden.
Da die Verwendung von gebietsheimischem Saat- und Pflanzengut standorttypischer Arten eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass in die Landschaft eingebrachte Pflanzen vollumfänglich von heimischen wildlebenden Insekten als Nahrungs- und Lebensgrundlage genutzt werden können, soll je Region ein neuer Produzent für gebietsheimisches Saatgut etabliert werden.
Begleitet wird das Projekt von einer umfangreichen Öffentlichkeitskampagne. Neben Beratungs-, Diskussions- und Bildungsangeboten sollen auch Kulturveranstaltungen das Programm abrunden.
Das Vorhaben wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Maßnahme wird zudem mitfinanziert durch das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.
Umsetzung
August 2022 bis Juli 2028
Partner
Natura 2000-Station „Mittlere Saale“ (Regional Aktionsgruppe Salle-Holzland e. V.), Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“ (Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland e. V.)
Finanzierung
Bundesprogramm Biologische Vielfalt des Bundesamtes für Naturschutz (Gesamt: 4,08 Mio. €; Teilprojekt Sachsen 790.000 €, 90 % Förderung – davon 75 % Bund und 15 % Sachsen)
Vergleichbares
Projekte „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“, „Sachsen blüht“ und Inuversumm – Raum und Zeit für Insekten
Hintergrund
Während die Landwirtschaft einerseits als Bewahrerin einer vielfältigen Kulturlandschaft mit diverser Flora und Fauna zu betrachten ist, da viele wertvolle Biotope sowie Pflanzen-, Pilz- und Tierarten im Offenland an eine bestimmte, in der Regel extensive landwirtschaftliche Nutzung gebunden sind, stellt sie andererseits heute eine der Hauptursachen für den Rückgang von wildlebenden Tier- und Pflanzenarten dar. Im Spannungsfeld zwischen industrialisierter Landwirtschaft, die sich in großen, einheitlich bewirtschafteten Ackerschlägen, bereinigten Fluren, Düngung sowie Einsatz von Pflanzenschutzmitteln niederschlägt und völliger Nutzungsaufgabe unlukrativ gewordener Flächen, können sich nur noch wenige Arten und Biotope behaupten. Dies führt neben einer sichtbaren Landschaftsveränderung nicht zuletzt zum Anwachsen der in den Roten Listen als gefährdet und vom Aussterben bedroht aufgeführten Arten.