Das Projekt „Schafe unter Strom“ geht in die Umsetzung
Update April 2021
Ein Netzwerk an neuen Weideflächen für Schafe, um den Biotopverbund zu stärken – das hat sich der Landschaftspflegeverband Westsachsen zum Ziel gesetzt und im letzten Jahr das Projekt „Schafe unter Strom“ ins Leben gerufen. Welche Schritte eingeleitet wurden, um dem großen Ziel näher zu kommen, erfahren Sie im folgenden Zwischenbericht.
Mitte März haben sich alle Projektbeteiligten nördlich der A4 an der Grenze des Landkreises Zwickau und der Stadt Chemnitz getroffen. Die Mulcharbeiten waren anberaumt – Umsetzungsstart für ein Projekt, das seit langem vorbereitet und konzipiert wurde. Birken, Fichten und Brombeeren mussten einem Forstmulcher weichen. Zurück blieb eine kahle Fläche – der Beginn für etwas Neues.
Glücklicherweise gab es keine undurchdringliche Mulchauflage auf dem Boden, sondern gut in die Erde eingearbeitete Holzreste. Daher kann davon ausgegangen werden, dass sich die zukünftigen Weiden bald von selbst begrünen und die Flächen eine gute Futterquelle für Schafherden bieten. Diese sollen im Sommer zum ersten Mal unter den Stromleitungen entlang ziehen.
Seit Projektbeginn ist der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz ein wichtiger Partner, um die „Schafe unter den Strom“ zu bringen. Durch gute Zusammenarbeit und die Initiative des Unternehmens, das ökologische Schneisen-Management auf ihren Trassen zu fördern, kann nun der erste Projektabschnitt verwirklicht werden. In der Zwischenzeit sind auch weitere Partner dazugekommen. Die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH (MITNETZ STROM) betreibt Mittelspannungsleitungen im Landkreis und hat sich bereit erklärt, im Bereich „Kühler Morgen“ ebenfalls einen Teil einer Leitung zu mulchen und diese für eine Beweidung zur Verfügung zu stellen. Erfreulicherweise hat das Unternehmen auch einen Umweltfonds aktivieren können, sodass noch weitere Bereiche als Weide in Aussicht stehen.
Eine weitere Kooperation mit dem Gastrassenbetreiber ONTRAS Gastransport befindet sich im Aufbau. Die Gasleitungen verlaufen parallel zur A4 und bergen ein großes Potential, da mehrere Projektflächen miteinander verbunden werden könnten – sowohl im Sinne einer für Schafe und Schäfer stressfreien Beweidung, als auch im Sinne eines naturschutzfachlich funktionalen Biotopverbundes.
Um die durch die Beweidung verursachten Effekte zu erforschen, wird die TU Dresden in Zusammenarbeit mit dem Hellriegel Institut im Frühling 2021 mit einem Monitoring beginnen. Untersucht wird, wie sich die Vegetation entwickelt und welche Vögel und Insekten durch die Bewirtschaftungsänderung die Weideflächen besiedeln. Das Monitoring wird bis zum Projektende weiterlaufen und einen spannenden Einblick in die Entwicklung der Projektflächen ermöglichen.
Auf Weideflächen entwickeln sich mit der Zeit reich strukturierte Lebensräume, wovon bereits viele Arten profitieren. Besonders Offenlandarten wie die Heidelerche und der kleine Feuerfalter fühlen sich in den neu geschaffenen Biotopen wohl. Jedoch ist darüber hinaus eine Initiierung von zusätzlichen Habitaten für weitere Artengruppen empfehlenswert. Bestandteil des Vorhabens sind daher ebenfalls Biotop-Einrichtungsmaßnahmen, um die Grundlage für eine größere Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Bei der Begehung des Geländes „Am Kühlen Morgen“ fiel ein kleiner Bachlauf auf, der sich durch das Projektgebiet schlängelt und von wertvollen Weidengebüschen umsäumt ist. Bachbegleitend sollen Teiche angelegt werden, die besonders Amphibien zu Gute kommen werden.
Zudem wurden bei der Begehung Heidestrukturen entdeckt, die innerhalb des Projektes ein Zielbiotop darstellen. Die vorhandenen Heidebänder, deren Entwicklung wohl durch das wiederholte Mulchen gefördert wurde, sollen sich im Projektgebiet ausbreiten. Geplant ist daher, einige der Flächen abzuschieben, d.h. einen Teil des Oberbodens zu entfernen, um die Heide zu verjüngen. Durch die Schafbeweidung wird sie auch in Zukunft optimal gepflegt und stellt somit eine wertvolle Strukturbereicherung dar.
Das Projekt „Schafe unter Strom“ wird öffentlichkeitswirksam begleitet, um die Bevölkerung zu informieren und weitere Unternehmen und Flächeneigentümer anzuregen, einen ökologischen Beitrag zu leisten. Dafür ist ein Logo mit hohem Wiedererkennungswert entstanden. Gerade werden ein Flyer und eine Webseite entwickelt, mit deren Hilfe sich Interessierte informieren können.
Im Projekt geht es nun auf die Suche nach weiteren Flächen im Landkreis Zwickau, um weitere vielfältige schützenswerte Lebensräume auf Basis des Biotopverbundkonzeptes miteinander zu vernetzen. Zu Beginn des Sommers wird eine Onlinetagung stattfinden, um Unternehmen, Naturschutzakteure und Interessierte zum Projekt und ähnlichen Vorhaben zu informieren. So kann die Bildung neuer Akteursnetzwerke angestoßen und ein reger Austausch ermöglicht werden. Wenn es die Umstände erlauben, wird es im Sommer außerdem eine Exkursion auf den Projektflächen geben.